Herkömmliche Bestattungen auf Friedhöfen werden in den letzten Jahren immer seltener. Große Familiengräber werden immer häufiger aufgegeben und freie Grabstellen in ehemals bevorzugten Lagen des Friedhofs werden nicht wieder belegt. Auf vielen Friedhöfen entstehen enorme Lücken, die bereits mit Gras überwuchert zu wahren Wiesen und Naturparks geworden sind. Kaum jemand möchte seinen Kindern heute noch zumuten, dort zwanzig oder gar dreißig Jahre lang das Grab der Eltern zu pflegen, von den Kosten einmal ganz abgesehen. Auch die Konzepte der Friedhöfe sind in der Regel zu starr und gehen wenig auf die heutzutage völlig veränderten Lebenskonzepte der Menschen ein. Wie sollte in Zeiten von Patchworkfamilien eine normale Erdbestattung mit einem Sarg wohl auch die besonderen Gegebenheiten dieser Familien vereinbaren können.
In vielen Bereichen des Lebens heißt es heute "Zurück zur Natur", diese Devise hat inzwischen auch auf den Bereich der Bestattungen übergegriffen. Seebestattungen sind seit Längerem sehr gefragt und waren bis vor einigen Jahren noch alternativlos, wollte man nicht auf einem Friedhof beerdigt werden. Seit einigen Jahren sind nun Waldbestattungen in einem sogenannten Friedwald möglich geworden. Die vielfältigen Vorteile machen diese Form der Bestattung stetig beliebter und in vielen Gegenden Deutschlands gibt es bereits einen Friedwald, in dem die Waldbestattungen am Fuße einer Buche, Tanne oder Eiche möglich sind. Denn es kann nicht einfach in irgendeinem Wald einfach eine Beerdigung vorgenommen werden. Ausschließlich in den dafür gewidmeten Gebieten sind Waldbestattungen erlaubt.
Bei einer Friedwald-Bestattung wird die Urne in der Regel nicht vergraben, sondern am Fuß eines ausgewählten Baumes beigesetzt. Die Urne wird in einem vorbereiteten Erdloch platziert, das mit Erde und Laub bedeckt wird, um eine natürliche Integration der Urne in den Wald zu ermöglichen. Dadurch wird der Verstorbene symbolisch in die Natur und den Kreislauf des Waldes zurückgeführt. Es gibt jedoch auch einige Friedwald-Standorte, die alternative Bestattungsformen wie die Baumbestattung oder die Seebestattung anbieten, bei denen die Urne in den Baum oder das Wasser gelegt wird. Es ist daher wichtig, sich im Vorfeld über die spezifischen Bestattungsmöglichkeiten am ausgewählten Friedwald-Standort zu informieren.
Waldbestattungen können grundsätzlich nur in einer biologisch abbaubaren Urne vorgenommen werden. Diese löst sich binnen weniger Wochen vollständig auf. Schließlich ist die natürliche Umgebung im Friedwald genau der Grund, warum die meisten ihn für ihre Bestattung nutzen. Da wäre eine Urne aus Metall oder Keramik, die später wieder entfernt werden müsste, auch nicht angebracht. Ebenso ist selbstverständlich keine Bestattung in einem Sarg in einem Friedwald möglich. Aber dafür übernimmt die Natur die gesamte Pflege des Areals die Angehörigen werden zum einen nicht damit belastet und zum anderen entstehen auch keine Folgekosten in einem Friedwald. Zudem entfallen bei den Waldbestattungen die Kosten für einen besonders guten und wertigen Sarg. Die einfachste Variante ist wegen der zwangsläufigen Einäscherung völlig ausreichend.
Würdevoll Abschied nehmen, heißt auch selbstbestimmt seinen Platz für die Ewigkeit zu wählen. Bei einem Spaziergang oder einer Führung kann man in vielen der dafür ausgewiesenen Waldfriedhöfe bereits die Ruhe und Harmonie der Umgebung in sich aufsaugen. Ruheforste und Friedwälder bieten in der Regel einen Vertrag für bis zu 99 Jahren an. Auf einem herkömmlichen Friedhof muss nach Ablauf der Liegezeit die teuer gekaufte Bepflanzung ebenso wieder entfernt werden, wie der Grabstein und eventuell vorhandene Schmuckelemente. Wohin soll man mit dem gepflegten Bodendecker und den Edelrosen, die beispielsweise auf dem Grab standen. Mit in seinen eigenen Garten wird kein Hinterbliebener die Pflanzen nehmen wollen, doch zum Entsorgen sind sie eigentlich zu schade. Ebenso verhält es sich mit dem kostbaren Grabstein, der ehemals für sehr viel Geld angeschafft und graviert wurde. Durch die sich selbst auflösende Urne muss bei den Waldbestattungen nichts wieder entfernt werden. Dennoch kann häufig auf Wunsch des Verstorbenen oder seiner Hinterbliebenen eine Plakette angebracht werden. Entweder mit dem Namen und den Daten des Verstorbenen oder auch mit einem kleinen Lieblingsgedicht oder einem Vers.
Während viele herkömmliche Friedhöfe an die Kirche gebunden sind, ist der Friedwald im Normalfall völlig unabhängig von kirchlichen Institutionen. Daher kann hier die Zeremonie durchgeführt werden, die von den Hinterbliebenen oder dem Verstorbenen selbst gewünscht wurde. Möchte man allein im engsten Familienkreis an der Bestattung teilnehmen und selbst ein paar Worte sprechen ist dies ebenso möglich wie alternative Glaubensformen und Riten abzuhalten. Gerade auf katholischen Friedhöfen ist es selbst heute teilweise noch nicht möglich beigesetzt zu werden, wenn man beispielsweise geschieden ist. In den Arealen, die für Waldbestattungen ausgewiesen sind, gibt es keinerlei derartige Einschränkungen. Auch werden die aus der Kirche ausgetretenen nicht auf die hinterste Ecke des Friedhofs verbannt. Sie finden hier bei einer Waldbestattung ebenso den Platz, den sie möchten wie jeder andere auch.